28. April 2023
Die private Sicherheitswirtschaft ist in Deutschland ein wichtiger Wirtschaftszweig und beschäftigt viele Menschen. Insgesamt waren es im Jahr 2022 knapp 260.000 Mitarbeitende im privaten Sicherheitssektor in Deutschland, die in rund 5.700 Wach- und Sicherheitsunternehmen beschäftigt waren. Das sind beachtliche Zahlen. Die private Sicherheit übernimmt in bestimmten Bereichen zunehmend vormals rein hoheitliche Aufgaben und ist damit zum wichtigen Mitspieler geworden — teilweise auch im Bereich der öffentlichen Sicherheit und Ordnung.
Doch wie wird sich die private in Zukunft entwickeln? Werden menschliche Sicherheitskräfte zunehmend von Maschinen ersetzt werden? Oder wird der Mensch auch in Zukunft eine wichtige Rolle im Sicherheitsgewerbe spielen? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Zukunft der privaten Sicherheitswirtschaft in Deutschland.
Die Rolle des Menschen in der privaten Sicherheitswirtschaft
Menschliche Sicherheitskräfte haben viele Vorteile gegenüber Maschinen. Sie können menschliche Handlungsweisen zielsicherer zuordnen und adäquat reagieren. Sie können Gefahrensituationen besser einschätzen und angemessen handeln. Sie haben die Fähigkeit, auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren und flexibel zu handeln. Insbesondere in Situationen, in denen es auf Empathie, Verständnis und zwischenmenschliche Kommunikation ankommt, sind menschliche Sicherheitskräfte unersetzlich.
Außerdem gibt es bestimmte Tätigkeiten im Sicherheitsgewerbe, die schwer automatisierbar sind. Beispielsweise erfordert die Überwachung von Personen und die Kontrolle von Ausweisdokumenten ein hohes Maß an Fachwissen, Erfahrung und Einfühlungsvermögen. Diese Tätigkeiten erfordern auch kognitive Fähigkeiten wie kritisches Denken, Problemlösung und Entscheidungsfindung, die derzeit von Maschinen nicht vollständig übernommen werden können.
Die Rolle von Maschinen in der privaten Sicherheitswirtschaft
Allerdings gibt es auch Tätigkeiten im Sicherheitsgewerbe, die von Maschinen unterstützt werden können. Zum Beispiel können Kameras und andere technische Geräte zur Überwachung von Gebäuden und öffentlichen Plätzen eingesetzt werden. Die Aufnahmen können von menschlichen Sicherheitskräften ausgewertet werden, um Gefahrensituationen zu erkennen und darauf zu reagieren. Schneller und in der Masse durchaus zuverlässiger, sind dabei aber Systeme, die das aufgenommene Bildmaterial direkt rechnergestützt auswerten und ggf. Alarm schlagen.
Bereits vor vielen Jahren gab es erste Automatisierungen, zum Beispiel im Bereich der Zutrittskontrolle. Auch Wachroboter, die mit Detektoren ausgestattet sind und beispielsweise vollautomatisch Lagerhallen bestreifen werden schon seit einiger Zeit eingesetzt. Immer mehr im Kommen ist außerdem die Drohnentechnologie für Anwendungszwecke im Bereich der privaten Sicherheitswirtschaft — zum Beispiel, wenn es um Alarmverfolgung bzw. ‑verifikation geht. Hier sind die rechtlichen Hürden aber noch recht hoch und sprechen in der Praxis häufig einem Einsatz entgegen.
Darüber hinaus können Technologien wie KI und maschinelles Lernen eingesetzt werden, um Muster und Anomalien in großen Datenmengen zu erkennen. So können Sicherheitskräfte frühzeitig auf potenzielle Gefahren aufmerksam gemacht werden und entsprechend reagieren.
Die Zukunft der privaten Sicherheitswirtschaft
Es ist unwahrscheinlich, dass Maschinen die menschlichen Sicherheitskräfte vollständig ersetzen werden. Der Mensch wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle im Sicherheitsgewerbe spielen. Allerdings werden Maschinen eine immer größere Rolle spielen und menschliche Sicherheitskräfte bei bestimmten Tätigkeiten unterstützen. Die privaten Sicherheitsunternehmen müssen sich auf diese Veränderungen einstellen und ihre Mitarbeiter entsprechend schulen und weiterbilden, um den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden.
Fazit
Die Zukunft der privaten Sicherheitswirtschaft in Deutschland wird von einer Kombination aus menschlicher Arbeitsleistung und Fähigkeiten von Maschinen gestaltet werden. Dabei wird der Mensch nicht erstetzt werden, aber sich weiterentwickeln und andere Tätigkeiten übernehmen. Es kommt also zu einer Verschiebung der Aufgaben. Während Wahrnehmungsaufgaben größtenteils von Maschinen übernommen werden können, werden private Sicherheitskräfte zunehmend andere, anspruchsvollere Aufgaben übernehmen.
12. Februar 2023
Darum herum reden nutzt nichts. Eines ist klar: Das klassische Sicherheitsgewerbe ist ein Niedriglohnsektor!
Dennoch: Die Sicherheitsbranche bietet Abwechslung, verantwortungsreiche, aufregende und auch ruhige Jobs. Und wenn man sich klug anstellt, kommt man gut über die Runden. Doch — was verdient man als Sicherheitsmitarbeiter mit Sachkundenachweis?
Worauf es beim Verdienst in der Sicherheitsbranche ankommt…
Wenn Sie sich für eine Tätigkeit im privaten Sicherheitsgewerbe entscheiden oder einen neuen Arbeitgeber suchen, spielen die finanziellen Aspekte ganz sicher eine große Rolle. Hierbei gibt es verschiedene Faktoren, die zu einem guten Stundenlohn beitragen. Die wichtigsten Aspekte für eine ansprechendere Entlohnung finden Sie nachfolgend.
Aus- und Weiterbildungsstand
Klar, je besser Sie ausgebildet sind, desto höher sind die Verdienstmöglichkeiten. Als ungelernte Sicherheitskraft nur mit Unterrichtung nach § 34a GewO werden Sie sehr oft nicht viel mehr als den Mindestlohn bezahlt bekommen. Mit der Sachkundeprüfung können Sie mit überschaubarem Aufwand gleich ein gutes Stück mehr Grundstundenlohn erzielen. Noch weiter hinaus geht es mit der Weiterbildung zur Geprüfte Schutz- und Sicherheitskraft oder mit einer Ausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit. Der Mindestlohn liegt übrigens bundesweit seit 1. Januar 2023 bei 12,43 Euro pro Stunde. Die Erhöhung auf 13 Euro pro Stunde ab dem 1. April 2023 ist bereits beschlossen.
Zusatzqualifikationen
Zusatzqualifikationen zum Beispiel in Erster Hilfe oder im Brandschutz (z.B. als Brandschutzhelfer) sind sehr hilfreich und steigern den Marktwert von Sicherheitskräften. Nicht immer wirken diese sich direkt auf den Stundenlohn aus, sind jedoch in jedem Fall ein Pluspunkt bei Bewerbungen. Als Zusatzqualifikationen kommen unter anderem folgende in Frage:
- Brandschutzhelfer
- Evakuierungshelfer
- Aufzugsbefreiung (Personenbefreiung aus Aufzügen)
- Interventionskraft
- NSL-Fachkraft
- Sicherheitsbeauftragter (Arbeitssicherheit)
- Hygiene-/ Gesundheitsbeauftragter
- Lehrgang Grundwissen Strahlenschutz und Dekontamination
- Waffensachkundeprüfung
Ebenso wenig zu unterschätzen sind interkulturelle Kompetenzen und Fremdsprachenkenntnisse, allen voran zumindest Basics in der englischen Sprache.
Tätigkeit
Das Sicherheitsgewerbe hat viele Facetten und daher sind auch die Tätigkeiten, die Sicherheitsmitarbeiter ausüben, sehr vielseitig. Entsprechend gibt es hier teils gravierende Lohnunterschiede. Sicherungstätigkeiten wie z.B. Separatwachdienste und simple Bewachungstätigkeiten sind häufig eher schlecht bezahlt. Mit Tätigkeiten, bei denen besondere Kompetenzen gefragt sind, lässt sich oft ein guter Lohn erzielen. Beispielsweise in der Luftsicherheit, im Bereich Geld- und Werttransport, bei der Tätigkeit in kerntechnischen Anlagen, in der U- und S‑Bahn-Bewachung oder als NSL-Fachkraft in Notruf- und Serviceleitstellen ist der Verdienst oft signifikant höher als im Branchendurchschnitt. Die genaue Höhe des Lohnes zur Tätigkeit können Sie den Tarifverträgen entnehmen. Wenn solche als allgemeinverbindlich erklärt worden sind, was meist der Fall ist, gelten diese für alle Mitarbeitenden. (Fügen Sie der Google-Suche am besten noch das Bundesland hinzu, um die Ergebnisse einzugrenzen.)
Arbeitszeiten
Wer bereits in der Branche tätig ist und im Schichtdienst arbeitet kennt es: Häufig leiden Biorhythmus und Privatleben unter den wechselnden Arbeitszeiten. Das Arbeiten in der Nachtschicht, an Sonntagen und an Feiertagen bietet aber oft entscheidende finanzielle Vorteile. Abhängig vom Bundesland/Tarifvertrag lassen sich Nacht‑, Sonn- und Feiertagszuschläge erzielen, die sich sehen lassen können. Noch dazu sind diese steuerfrei! An Feiertagen sind vielerorts 100% Zuschlag möglich, d.h. zum eigentlichen Tageslohn erhält man die selbe Summe nochmal — aber steuerfrei! Auf den Monat gesehen lassen sich so — natürlich je nach Umfang der Nacht‑, Sonn- und Feiertagsstunden mehrere hundert Euro on top verdienen. Gerade rund um den Jahreswechsel oder an Ostern kann das eine lukrative Angelegenheit sein.
Überstunden/Mehrarbeit
Überstunden sind natürlich ein Teilaspekt der Arbeitszeiten. Dennoch möchte ich diesem Aspekt hier einen separaten Punkt widmen. Warum? Weil erfahrungsgemäß in der Sicherheitsbranche verdammt viele Überstunden geschoben werden, oft auch deutlich mehr als rechtlich zulässig ist und mit zu wenig Pausen zwischen den Einsätzen. Überlegen Sie sich gut, ob Sie das mitmachen wollen und tatsächlich 200, 220, 240 oder gar noch mehr Stunden pro Monat arbeiten sollten. Mein Tipp wäre an dieser Stelle eher in eine Weiterbildung zu investieren und nicht so viel Zeit gegen Geld zu tauschen: Memento Mori — auch Ihre Lebenszeit ist begrenzt. Setzen Sie Prioritäten und treffen Sie eine für Sie gute Entscheidung, auch für Ihre Zukunft.
Bundesland
Wie in anderen Branchen auch, gibt es im privaten Sicherheitssektor ein West-Ost-Gefälle. Früher waren diese Lohnunterschiede richtig krass. Sicherheitsmitarbeiter in Berlin verdienten in manchen Bereichen nicht einmal die Hälfte derer, die in Bayern tätig waren. Zu den am besten bezahlten Bundesländern gehören in der Regel Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Zu den am schlechtesten bezahlten gehören nach wie vor die neuen Bundesländer, also zum Beispiel Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern. Geraden in den ostdeutschen Bundesländern konnte man sich mit einem Job als Sicherheitsmitarbeiter noch vor einigen Jahren kaum über Wasser halten. Durch den Mindestlohn und die allmähliche Annäherung der Tarifverträge relativieren sich die Unterschiede aber mehr und mehr. Zudem darf man nicht vergessen, dass dort, wo man mehr verdient, meist auch die Lebenshaltungskosten (vor allem Mieten) höher sind. Überlegen Sie es sich also gut — falls Sie mit dem Gedanken spielen — ob sich ein Umzug wirklich für Sie lohnt.
Branche
Viele denken bei der Tätigkeit im Sicherheitsdienst ganz klassisch an das Sicherheitsunternehmen, das als Dienstleister externe Kunden betreut. Während früher in den Fabriken altgediente Mitarbeitende gegen Ende des Arbeitslebens zum Werkschutz gekommen sind, um dort die letzten Berufsjahre weniger anstrengende Tätigkeiten zu verrichten, hat sich die Situation heutzutage stark verändert. Professionelle, externe Sicherheitsdienstleister betreuen als Kunden eine Vielzahl an Unternehmen aus der Wirtschaft und Industrie oder dem öffentlichen Sektor. Doch es gibt ihn noch, trotz des jahrzehntelangen Trends zum Outsourcing. Den internen Werkschutz. Vor allem in der Industrie sind Objekt- und Werkschutztätigkeiten, wenn Sie direkt beim fertigenden Unternehmen angestellt sind, sehr gut bezahlt. Der Grund hierfür ist, dass Sie nach dem Branchentarif bezahlt werden, dem die Masse der Belegschaft angehört. Werfen Sie einen Blick in die Tariftabellen Metall- und Elektroindustrie! Diese Monatsentgelte spielen in einer anderen Liga.
Zulagen
Tarifvertraglich geregelte Zulagen gibt es meist für Wach-/Schichtführer, für Hundeführer oder in bestimmten Einrichtungen wie z.B. militärischen Liegenschaften. Ebenfalls gibt es oft Zulagen für Bereitschaftsdienste, z.B. für eine (zusätzliche) Tätigkeit in der Werkfeuerwehr. Diese reichen von wenigen Centbeträgen pro Stunde bis hin zu über 10% mehr Lohn. In Bayern gibt es zudem geringfügig mehr Geld, wenn man im Großraum München tätig ist.
Sicherheitsunternehmen bzw. deren Kunden zahlen zudem manchmal freiwillige (widerrufliche) Zulagen. Manchmal gibt es auch Einmal-Prämien für besonders erfolgreiche Einsätze oder für herausragende Arbeitsleistungen. Leider sind diese Art Zulagen aber eher die Ausnahme. Immer häufiger vorzufinden ist aber eine Wechselprämie, also so eine Art “Begrüßungsgeld”. Das allein sollte aber aber nicht unbedingt der alleinige Grund für einen Arbeitgeberwechsel sein.
Konkrete Zahlen
Sie möchten konkrete Zahlen wissen?
Wenn Sie den Artikel bis hier hin gelesen haben, werden Sie merken, dass das schwierig ist, da es von einigen Faktoren wie dem Bundesland, der Tätigkeit, den Arbeitszeiten und ihren (Zusatz-)Qualifikationen abhängen kann. Dennoch ein konkretes Beispiel:
- Monatslohn im Separatwachdienst mit IHK-Sachkundeprüfung im Jahr 2023 in Bayern:
14,00 Euro pro Stunde
180 Stunden pro Monat
davon
- 12h Feiertag
- 16h Sonntag
- 60h Nacht
Das ergibt ca. 2520 Euro zu versteuerndes Einkommen (brutto) und knapp 420 Euro steuerfreie Zuschläge.Bei Lohnsteuerklasse 1 und ohne Kinder erhält man als Single damit ca. 2170 Euro netto überwiesen. Diese Rechnung dient jedoch nur der Veranschaulichung. Ihr tatsächlich ausbezahlter Lohn kann von zahlreichen Faktoren abhängig sein!
Hinweis: Dieser Artikel wurde zuletzt im Februar 2023 aktualisiert. Da es regelmäßige Anpassungen sowohl beim Mindestlohn, als auch bei tarifvertraglichen Regelungen gibt, können sich die Rahmenbedingungen in der Zwischenzeit geändert haben! (Alle Angaben ohne Gewähr.)